Home 9 Geschichte 9 Tag der “Offenen Häuser” in Bühlau 16.9.2006 9 Auswertung des Tages der “Offenen Häuser” – von Torsten Kluge

Auswertung des Tages der “Offenen Häuser” – von Torsten Kluge

von | 16. September 2006 | Tag der “Offenen Häuser” in Bühlau 16.9.2006 | 0 Kommentare

Offene Häuser – offene Menschen

Die wohl angenehmste Art, eine Führung durch die Geschichte des Heimatortes zu erleben, ist es, in einen der beiden „Shuttle-Busse“ zu steigen und an jedem wichtigen Punkt abgesetzt zu werden. So empfanden das insbesondere die älteren Bühlauer zum „Tag der offenen Häuser“ in Bühlau am 16. September. Die erste Fahrt, chauffiert von den Jugendclubmitgliedern Pierre Gneuß und Robin Nixdorf, ging schon Vormittag 10.00 Uhr an die „Hexenburg“, einem alt ehrwürdigen und geschichtsträchtigen Bau im Oberdorf – sagenumwoben durch geheimnisvolle Kellerräume, die 12 Tore, 52 Türen und 365 Fenster .

Die Hausbesitzer erzählen

Dort warteten schon die 50 Gäste, welche den Fussmarsch oder das eigene Auto vorzogen und mit ihnen das „Zeitenspringer“-Team vom Jugendclub Bühlau, den Organisatoren dieses Tages.
Nach Kaffee und Kuchen, spendiert von den Hausherren, und kurzen Foto-Shootings dann endlich der „Startschuss“ in Form einer Eröffnungsrede durch Moderator Torsten Kluge vom Projekt „Patchwork Plus“, der noch einmal die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Demokratische Jugend hervorhob und die Möglichkeit, am 3. November das Projekt zum „Jugendgeschichtstag“ im Dresdner Landtag vorstellen zu dürfen.
Auch der geschichtskundige Ortschronist Herr Roland Päßler liess es sich trotz gesundheitlicher Probleme nicht nehmen, die mittlerweile ca. 70-köpfige „Reisegesellschaft“ an den ersten beiden Stationen zu begleiten und tief in der Vergangenheit der Gebäude und ihrer Besitzer zu blättern.
Nach einer Führung durch Hexenburg und zugehörigen riesigen Reitstall entliess Hausherr Milbrath die Gäste zur nächsten Station der Dammmühle. Wie überall hatte sich die Familie viel Mühe gemacht, ein Gewölbe antik hergerichtet, kleine kulinarische Aufmerksamkeiten bereitgestellt und den vom Jugendclub gebastelten Informationsaufsteller neben die eigenen Bildergalerien und Fotoalben platziert. Nach der ehemaligen Mühle der Rodigs sollten mit den Bauerngütern Berge und Seifert weitere alteingesessene Familien im Vordergrund stehen. Immer wurde ein Familienmitglied (z.B. Siegfried Berge, Andreas Seifert) auserkoren, den Gästen den Hof und deren Geschichte näher zu bringen. Auch aktuelle Umbauten wurden mit Stolz erwähnt.

Leben in der alten Molkerei

Mit einem Male erfüllte sich auch die 4. Station des Rundganges mit Leben, als der Tross Wissbegieriger die alte Molkerei betrat, ein leer stehendes und eigentlich unansehnliches Gemäuer, in welchem früher nicht nur Milch weiter verarbeitet wurde, sondern auch eine Tischlerei und eine Verkaufsstelle ihren Platz fanden. Nun füllte eine von den Jugendlichen aufbereitete Ausstellung den Raum und neben Bildern und Texten konnte man auch altes Schusterzeug und einen an die Wand projizierten historischen Film von 1957 bewundern. Passend zur Produktionsstätte wurden Joghurts gereicht, eine Spende der aktuell marktführenden Firma mit Aussenstelle in Leppersdorf und vermittelt durch den Projektpartner „Agro-Union“ Großdrebnitz. Ein Highlight war die kurze Rede von Helmut Rodig, mit 96 Jahren der Dorfälteste. Ihm war es zu verdanken, dass der Jugendclub so viel Wissenswertes zu Papier bringen konnte. Dass man auch mit 96 den Humor nicht verliert, zeigte der letzte Satz seiner Erörterung, die mit: „Vergessen Sie, was der alte Mann jetzt Dummes gesagt hat!“ endete.

Vereine im Zusammenspiel

Nach einem kurzen Ausflug zur Familie Kessner und der alten Ziegelei, von der man leider heute nichts mehr sehen kann, ging es in die Feuerwehr. Dort wartete das Mittag essen, eine deftige Portion Kesselgulasch – gekocht von den Frauen des Kulturvereins, auf  jeden Ankömmling. Die alten Kameraden der Feuerwehr liessen es sich nicht nehmen, ihren wohl gepflegten Spritzenwagen am Platz vorzuführen, während  man im Innenraum durch Herrn Lothar Schewe mehr zur Feuerwehrhistorie und dem Ursprung des Gebäudes als Schuhfabrik erfuhr.
Und wer ein besonderes Augenmerk auf altes Handwerk legte, konnte sich in der Schmiede bei Bernd Müller und Sohn Sebastian selbst am Amboss ausprobieren.

„Neue“ Bühlauer bemühen sich um alte Gebäude

Schon Nachmittag machte sich die Gästeschar auf den Weg zu Erbgericht und Sägemühle im Unterdorf. Beiden Höfen widmen sich mit Familie Schultze und Schuster zugezogene Bürger. Mit viel Mühe und Geschick werden hier wieder „Schmuckstücke“ für den Ort geschaffen. Und wie schade es wäre, wenn man die Gebäude dem Verfall Preis gegeben hätte, zeigen die Blicke hinter altes Fach- und Mühlenwerk. Nostalgie kommt spätestens beim Blick in die Ortschronik auf: die erste Erwähnung beider Güter reicht weit ins 15. Jahrhundert.
Dass auch die Geschichte des letzten Jahrhunderts interessant sein kann, bemerkten die Gäste schliesslich bei der Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte im Bauerngut Haufe oder bei den Erörterungen von Matthias Reimann zu dessen familieneigenen Gut. Sein Urgrossvater war in den 20er Jahren als Bürgermeister des Ortes einer, der viel bewegt hat und dem die Bühlauer die breite Strasse oder die Turnhalle zu verdanken haben.

Abschluss im Jugendclub

Dachte man jetzt, um ca. 17.00 Uhr, die Erschöpfung bei allen Beteiligten ob der übergrossen Wissensflut würde in den Vordergrund rücken, so täuschte man sich. Auch die letzte Station am Jugendclub liess sich keiner entgehen, waren dort ja auch noch viele Objekte ausgestellt, die bisher auf der Tour noch nicht begutachtet werden konnten. Hier hatten alle Zeit, sich auszutauschen, in Chroniken und Grundstückskarten zu wühlen oder an Postkarten und Familienfotos Eigenrecherche zu betreiben.
Nach der Vorstellung der Jugendclubgeschichte ging es dann zum gemütlichen Teil über bei Gegrillten und einem romantischen Lagerfeuer.

Der Tag verbindet Generationen

Auch wenn am Tag sehr viel über Vergangenes geredet wurde, zeigte das Projekt doch, dass so auch Zukunft zu gestalten ist. So war in dem ¾ Jahr Vorbereitungszeit fast der halbe Ort auf den Beinen, um mit zu helfen, zusammen zu tragen, zu organisieren und etwas Gemeinsames zu schaffen, was in Erinnerung bleibt. Am Abend kamen die Fragen, wann es wieder so etwas gibt. Und schon sind wir in der Zukunft und bei einer schnellen Antwort: „Wenn alle – Firmen, Vereine und Bürger, jung und alt-  mit anpacken und sich ins Zeug legen, sollte es ein Leichtes sein, sehr bald wieder etwas  Besonderes für uns zu schaffen.“

von Torsten Kluge

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Share This