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Begegnung im Museum – Hillmanns Anzug

von | 14. März 2023 | History Blog | 1 Kommentar

Ich sitze im Museum und genieße meine Bratwurst, da kommt eine Dame um die Ecke.

„ Kann ich ihnen eine Frage stellen?“ fragt sie.
„Aber natürlich!“ sage ich und stehe auf.

Sie stellt sich als Frau Albrecht vor und fragt: „Warum haben sie nichts über einen Schneider in Bühlau ausgestellt?“
Ich bin im Moment verblüfft, aber es stimmt.

„Leider, haben wir kein einziges Exponat von einem Schneider, keinen Werbebügel oder sonstige Hinterlassenschaften. – Also, leider nichts für ein Museum!“

Frau Albrecht gibt sich etwas verlegen und erklärt, dass doch ein Schneider Hillman bis 1955 in Bühlau ansässig war und selbst Anzüge verfertigte. Dabei fällt auch der Name Teich.

Also ließ ich nicht viel Zeit verstreichen und sprach bei Familie Teich vor. Bereitwillig zeigten sie mir Familienbilder und wir gingen die Bühlauer Ahnenreihe der Hillmann´s durch und alles begann so:

Als die Tochter Johanna Caroline Standfuß im Dienst stand, lernte sie Johann Friedrich Gottlob Hillmann in Neudörfel bei Stolpen kennen. Am 6.November 1840, nach einem Heiratsversprechen, einigten sich die Witwe Anna Rosina Standfuß und ihre Tochter Johanna Caroline mit Johann Friedrich Gottlob Hillman über den Wandelkauf ihres Grundstückes No31 auf dem Grundstück des Johann Traugott Winkler. Der Verkauf an Hillmann hing vom Vorkaufsrecht des Gutsbesitzers Winkler ab, aber Winkler verzichtete. Damit wurde Hillman Eigentümer von Haus, Garten und Feld. Aber eine Bedingung musste Hillmann erfüllen: Witwe Standfuß und ihre jüngste Tochter wollten in das neu angebaute Auszugshaus wechseln, das Standfuß als neuen Flügel an das ältere Haus westlich angesetzt hatte. Somit entstand aus dem alten Haus, ein Vorbau mit zwei Flügeln, das Haus wie es Näther vor 1913 porträtierte. In diesem Haus kam der Sohn Carl zur Welt, der als Ortsdiener, Steuereinnehmer und Totenbettmeister eine Respektsperson im Ort war. Er durfte auch Säbel tragen. Mit Friedrich Alwin Hillmann, dem Sohn des Carl, etablierte sich ein Schneider im Haus Hillman. Aber das Haus bot wenig Platz für das Gewerbe und so wohnte und nähte Hillmann im Nachbargrundstück, später Faust, jetzt Hessler. Nun wurde bei Hillmanns fleißig gespart und 1913 zogen Großvater, Vater und Enkel in das neue Haus. Da Schneidern die Lebensgrundlage der Hillmanns die nächsten Jahre war, lernte Sohn Karl Erich beim Vater ebenfalls das Schneider-handwerk. 1955 endete mit dem Tod von Karl Erich eine fast 100jährige Schneidertradition in Bühlau.

Aber die Familie Teich beschenkte unser Museum mit einem Anzug aus feinem englischem Tuch und Kleiderbügeln mit Werbeaufdruck: Schneidermeister Alwin Hillmann Bühlau über Radeberg!

Ab sofort war der Schneider im Museum präsent!

1 Kommentar

  1. Christian Hanke

    Vielen Dank für diese tolle Erläuterung!
    Als direkter Nachfahre (3x Urgroßenkel von Standfuß/Hillmann) freue ich mich riesig über jeden Einblick in die Familiengeschichte meiner Vorfahren.
    Mit dem neu erlangten Wissen, komme ich natürlich um einen Besuch im Museum nicht herum 🙂

    Antworten

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